Sonntag, 13. September 2015

Die Externsteine



Achtung: Dieser Post hat Überlänge ;) Setzt Euch eine Kanne Tee oder Kaffee auf, nehmt Euch ein paar Kekse und dann kann es los gehen....

Als Kind haben meine Eltern samt Oma und Opa viele Ausflüge mit mir unternommen. Immer wieder Sonntags... wie das ja bei vielen Familien so ist oder war. Beliebte Ziele, die wiederholt auf dem Programm standen, waren u.a. Tecklenburg (da möchte ich auch unbedingt für eine Fotostrecke nochmal hin), der Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal wie eben den Externsteinen, Detmold und einige andere in der Richtung. Viele Waldspaziergänge eben, Streichelzoos, Rehe gucken und später sind wir dann meist noch in einem gutbürgerlichen Restaurant eingekehrt. Wobei ich Euch hier jetzt nicht mit irgendwelchen Kindheitserinnerungen voll quatschen wollte. Aber irgendwie hat es sich in den letzten Wochen und Monaten so ergeben daß mehrere von ihnen aufgetaucht sind und wir eben auch Orte besucht haben, die darin vorgekommen sind.


So habe ich vor ein paar Wochen die Externsteine eben als Ziel für einen baldigen Ausflug vorgeschlagen. Ich glaube das letzte Mal muß ich sie vor etwas über zwanzig Jahren auf einer Schulklassenfahrt besucht haben. Selbstverständlich nicht mit dem gleichen Bewußtsein für diesen besonderen Kraftort wie heute. Und von daher hatte ich natürlich erst recht noch mehr Lust dazu.


Insbesondere in esoterischen Kreisen wird heut zu Tage von den spirituellen Mitbürgern häufig beklagt dass diese alt-ehrwürdigen Felsen ihre Energien längst eingebüßt hätten. Noch schlimmer, inzwischen munkeln viele darüber, dieser Kraftort würde seine Schwingungen ins Negative verkehrt haben. Auf Grund von Massentourismus und mangelndem Respekt zum Einen, andererseits auch nicht zuletzt wg. des Interesses einer gewissen schrecklichen Person aus unserer dunklen, deutschen Vergangenheit an ihnen. 


Meine Meinung dazu ist folgende: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass diese Steine mit ihrem Alter von ungefähr 70 Mio. Jahren(!) einen Anstoß daran nehmen, was bei ihnen so los ist. Ganz im Gegenteil. Das ist ein Wallfahrtsort, ein Kraftort, ein magischer Ort. Menschen sollten ihn besuchen. Dass es natürlich auch dort genügend Spinner oder gedankenlose Leute gibt, die sich durch Schmierereien von Edding oder Filzstiften verewigen möchten - nun, ich schätze sowas kommt vor. Gerade auch weil eben häufig Schulklassen und somit Jugendliche dort anreisen. Nicht dass wir uns falsch verstehen. Ich finde das furchtbar, nervig, respektlos und absolut sinnfrei! Aber ich glaube dennoch nicht dass es den Felsen irgendetwas anhaben kann. Die werden vermutlich auch dann noch stehen, wenn längst kein Menschlein mehr auf Erden weilt. Wie sie eben auch schon da waren, lange vor uns. Der Sandstein aus dem sie bestehen bildete sich vor ca. 120 Mio. Jahren (!) am Rande eines damals noch den Großteil des nördlichen Mitteleuropa bedeckenden Meeres, wie mir Wikipedia verraten hat. Wie sagt man da so schön? Was juckts die alte Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr schubbert?! Eben.

Das Interesse, die Forschungen und Grabungen von Seiten eines größenwahnsinnigen Massenmörder-Diktators sind da natürlich schon eine ganz andere Nummer. Aber auch hier muß ich sagen: Da können die Steine nix dafür und ich glaube auch nicht dass sie persönlich irgendwas mit ihm zu tun hatten. Ihr wißt was ich meine? Ich für meinen Teil habe dort keine negativen Schwingungen empfunden. Sicher, ich war nicht allein da. Es wimmelte von Touris und Neugierigen, aber das ist okay. Wären nur mein Mann und ich vor Ort gewesen, ich hätte mich den Externsteinen auf andere Weise angenähert. Intensiver, mit geöffneteren Sinnen, stiller, langsamer, mit mehr Ruhe. Ich hätte mich ihnen anvertraut und sie gebeten dasselbe ein Stück weit für mich zu tun. Auch so habe ich versucht eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Aber das ist natürlich schon was ganz anderes wenn da überall Leute rum wuseln, fotografieren, lachen, sich unterhalten. Soviel jedenfalls mal zu meiner Meinung. Die Felsen waren für mich sehr präsent. Negativität oder Trauer konnte ich nicht aufschnappen, in keinster Weise. Eher etwas wie... Beständigkeit. Eine große Ruhe und Kraft, die man schwer in Worte fassen könnte. Eigentlich eben genau das, was ich vorher beschrieben habe. Sie sind da. Schon so unvorstellbar lange. Sie haben Menschen kommen und gehen sehen. Einige haben ihre Spuren, Fingerabdrücke und energetisches Erbe hinterlassen. Doch die Steine an sich hat das nicht tiefer beeindruckt. Ich hoffe dass Ihr Euch vorstellen könnt wie ich das meine, dass es nachvollziehbar klingt.


Als wir dort ankamen und vom Parkplatz aus zu den Steinen liefen, kamen mit ihnen in unserem Sichtfeld auch musikalische Töne näher. Da war ein Herr mit Rastalocken und einer großen Flöte, der zauberhafte Klänge aus ihr hervor brachte. Sogar während meines Aufstieges konnte ich die noch hören. Ich kam nicht umhin meine Fantasie spielen zu lassen und ihn vor dem Hintergrund dieser magischen Kulisse mit Pan zu vergleichen. So fröhlich und zugleich ernst wie er dreinschaute, das passte irgendwie total ins Bild. Es verlieh dieser park-ähnlichen Anlage einen irgendwie asiatischen Touch. Und wie viele "ausgefallene" Menschen wir noch entdeckten. Mit den interessantesten, teilweise mittelalterlich anmutenden Instrumenten machten sie dort Rast. Tranken Kaffee, genossen die angenheme Luft und ruhten irgendwie einfach in sich, hatte ich den Eindruck.


So viele hatten ihre Hunde dabei, die meistens aufgeregt schnüffelten und freudig herum trollten. Die ganze Szenerie war so frisch und frei und voller Leben. Obwohl diese Steine eine solche Ehrfurcht einflößen, sie so präsent sind. All die Vegetation und die Stimmung der Menschen um sie herum war einfach lebendig. Irgendein Zauber liegt dort in der Luft, eine uralte Kraft, die wir nicht einfangen oder beschreiben können. Aber ein Stück weit prägt die sich ein, hinterläßt einen kleinen Abdruck im Inneren, wenn man offen darauf zugeht und bereit ist etwas aufzunehmen.


Alleine die Tatsache dass diese 13 Steine umfassende Felsformation mitten im Herzen des mindestens 110 Mio. Jahre alten Teutoburger Waldes gelegen ist, würde sie für mich schon zu etwas Urtümlichen, Besonderen, Unumstößlichen, ewig Gültigen und extrem Beeindruckenden machen. Aber dort gibt es noch so viel mehr. Soviele Sagen, Mythen, Überlieferungen und Legenden. Ursprüngliche Pflanzen, Wälder und Gewässer. Ganz spät dann irgendwann hat die christliche Kultur ihre Spuren in Form von Wappen und Reliefs hinterlassen. Doch ist dies nicht die ursprüngliche Energie, die ich dort vernommen habe. Was sich vermutlich schon alleine auf Grund des Alters von ganz allein erklärt.

Um mal bei greifbaren und handfesten Fakten zu bleiben - ein kostenspieliges Unterfangen ist der Besuch dort nicht wirklich. 3,-€ zahlt man Eintritt, wenn man die Steine "besteigen" möchte. Das ist meines Erachtens nach nicht viel. Denn die Erhaltung, Pflege und Instandsetzung des Areals verursachen sicherlich auch einiges an Aufwendungen. Natürlich gibt es ein Lokal mit dem wenig einfallsreichen, wenn auch sehr passenden Namen "Zum freundlichen Felsenwirt". Dort war es mittelmäßig voll, was die Besucherzahlen anging, als wir nach Besichtigung des Naturdenkmals dort eingekehrt waren. Die Preise sind schon happig, was an einem Touristenziel aber ja wirklich normal ist. Qualitativ kann ich nur die Pommes und das  Schnitzel meines Mannes beurteilen und da schnitt das Essen nicht allzu gut ab. Ich denke das ist okay. Man kann sich ja auch was mitbringen oder wie ich einfach auf Kaffee und Wasser zum Ausruhen beschränken. Ein kleiner Souvenier-Shop, dessen Produktpalette echt mehr Potenzial hätte, bietet Eis am Stiel, Postkarten und so den üblichen Kram wie Kaffeetassen oder Biergläser mit Motiv an.

Aber deshalb sind wir ja auch nicht knapp zwei Stunden lang da hin gefahren. Meine Erinnerung an die Externsteine war so gut wie verschwunden. Ich wollte sie einfach sehen, ihre Energie erspüren und mir selbst ein Bild davon machen, ob sie nun noch ein Kraftort sind oder tatsächlich meiner Ansicht nach nicht mehr. Außerdem wollte ich meinem Mann dieses Stück unserer Kultur auch mal zeigen, der nämlich noch nie dort gewesen war.

Den Aufstieg hat er dann auch nicht mit begangen, sondern blieb treu auf einer Bank unten davor sitzen und hat zugeschaut, wie ich da rum kraxle. Auch das ein oder andere Foto von mir hat er mit dem Handy geschossen, aber leider reichte das nicht wirklich aus, um auf die Entfernung bzw. Höhe eine gescheite Bildqualität zu erreichen.


Das Eine kann ich Euch jedenfalls versichern: Der Aufstieg war mega anstrengend. Auf halber Strecke bemerkte ich schon dass es mir auf die Puste ging. Das Wetter war auch halbwegs mild, so dass ich erstmal meine Jacke auszog und in der Tasche verstaute, bevor ich richtig zu schwitzen anfing. Die Stufen sind halt etliche Jahrhunderte alt und nicht mit modernsten Werkzeugen aus den Felsen geschlagen. Noch dazu sind sie häufig hoch - und ich eher klein mit kurzen Beinen geraten, hehe. Ausgetreten sind die Treppen, mit Staub oder Sand überzogen und alles andere als eben. Da sollte man schon richtig aufpassen wo man hintritt. Jetzt hatte ich ja auch nicht gerade Wanderschuhe angezogen, weil ich nämlich gar keine besitze. Mit Chucks kann es schon mal ein wenig rutschig werden, was allerdings immer noch besser war als mit den glatten Sohlen von Stiefeletten oder so.


Im Endeffekt habe ich mich dann auch darauf beschränkt den Turmfels zu beklettern. Wie sich herausstellte hatte ich damit auch die beste Wahl getroffen. Wobei ich ursprünglich zuerst nebenan rauf wollte. Aber da kam mir gleich zu unterst soviel Gegenverkehr in die Quere, dass ich umkehrte, ein wenig stöberte und die nächst beste Möglichkeit wählte.


Wenn nämlich jemand auf der Treppe entgegen kommt muß man sich auf einem Absatz gedulden, bis derjenige vorbei ist. Zu Zweit könnte man unmöglich dort nebeneinander her gehen oder auch nur stehen. Und wie Ihr gerade hier auf diesem Bild einigermaßen gut erkennen könnt: Mit der Absicherung ist das so eine Sache. Die Ecke in der ich da stand war ziemlich schmal und an der niedrigen Brüstung gab es kein Gitter. Was der Aussicht natürlich sehr gelegen kommt, doch merkte ich eine leichte Unsicherheit im Buch, die mich zur Vorsicht mahnte und vor Allem zum langsamen Weitergehen.



Von ungefähr halber Höhe dann dieser ziemlich beeindruckende Ausguck über die Umgebung. Es hätte noch sehr viel mehr reizvolle Gelegenheiten für Höhenbilder gegeben. Aber nach einer Weile entschied ich mich dann doch aus Gründen der Vernunft meine Camera in der Tasche zu verstauen, um mich anständig an den Geländern festhalten zu können.


Soweit ich mitbekommen habe kann man beinahe alle 13 Felsen besteigen und weiter im Wald gelegen läuft der Kamm in kleineren Gesteinen aus. Einer von ihnen nennt sich Mutterstein. Das hat mir eine nette Führerin verraten, die ich oben in der Höhenkammer traf, als sie wohl gerade in privater Mission unterwegs war, um einer Freundin oder Bekannten die Magie des Ortes näher zu bringen. Wir kamen in ein nettes Gespräch und ich erfuhr dass auf diesem besagten Stein die Uhus aus der Umgebung brüten. Undzwar wohl ausschließlich dort. Deshalb darf man den Mutterstein, der bei Pendlern und Wünschelrutengängern den dritt-größten energetischen Ausschlag überhaupt haben soll, während der Brutmonate dieser Tiere nicht betreten. Was allerdings auch nicht ratsam wäre, wie die Dame mir mit einem Augenzwinkern verriet. Für mich klingt das als Eulenliebhaberin und Anhängerin der Göttinnenspiritualität natürlich gleich doppelt interessant. Sicher werde ich mit meinen Freundinnen irgendwann noch mal die Gelegenheit bekommen zu den Externsteinen zu fahren und das Gebiet dann ausgiebiger erkunden. Ich kann mir gut vorstellen welche Heilkräfte und Fähigkeiten der Mutterstein seinem Namen nach in sich birgt und welche Möglichkeiten das auf energetischer Ebene eröffnet.



Aus Gründen der körperlichen Anstrengung jedenfalls, hauptsächlich allerdings aus Rücksichtnahme auf meinen Mann, beschränkte ich die Expedition für den gestrigen Tag auf die großen Hauptsteine von unten, sowie besagten Turmstein bis nach oben hin. Auch die Höhlen hätte ich gern von innen beschaut, aber die Gittertüren waren mit Schlössern versehen und so hatte ich mich mit einem Blick durch eben jene zufrieden geben müssen. Besser gesagt hab ich mein Näschen durch die Gitterstäbe geschoben und den Jahrtausende alten Duft erschnüffelt. Natürlich etwas muffig, sogar direkt am Eingang. Außerdem roch ich Rauch und Feuer. Wobei ich mal vermuten möchte dass dort in neuester Zeit keine Flammen in den Feuerstellen mehr geschürt worden sind. Doch diese Plätze gehen laut wissenschaftlichen Erkenntnissen weit bis auf vorchristliche Zeiten zurück. Beinahe konnte ich erahnen wie Glut die geschwärzten Flächen in und um die Ausbuchtungen hinterlassen hatte. Ich hätte meinen können es knistern zu hören, das Gemurmel von Stimmen aus Zeiten vor unserer Zeitrechnung, die Feuchtigkeit in den Wänden, die trockene Hitze der Feuer...



Das so genannte Felsengrab oder den Grabfelsen bekam ich leider gar nicht erst zu sehen. Hatte ich nicht auf Anhieb gefunden. Aber wer weiß wo ich dazu hätte lang laufen müssen. Die Gelegenheit wird sich wie gesagt hoffentlich mit den Mädels noch einmal ergeben. Es wird da ja über einen Termin im Oktober vorsichtig spekuliert und ja - ich würd mich schon sehr freuen wenn wir mal zu fünft gemeinsam hin kämen. Eigentlich wäre es für uns perfekt. Aber ich schweife ab. Dem Felsengrab jedenfalls unterstelle ich spekulativ eine Eigenschaft als Opferstein / Opferaltar. Es hat die Form eines erwachsenen Menschen, der wie eine Badewanne in den Stein gehauen worden ist. Meint Ihr nicht auch dass es sich dabei zu Zeiten der Kelten und alten Germanen um Blut-, wenn nicht sogar Menschenopfer gehandelt haben könnte? Womöglich gehen diese Gedanken aber auch zu weit. Der energetische Ausschlag ist an dieser Stelle laut Erzählung meiner freundlichen Zufallsbekanntschaft mit der Externsteiner Führerin am zweit-größten, ungefähr gleich zu setzen mit der alten Feuerstelle in einer der Höhlen. Insofern könnte es ja auch sein dass Menschen sich dort hineingelegt haben oder hinein gelegt wurden, um Heilung oder spezielle Segnungen zu erfahren. Vermutlich werden wir es nie mit Sicherheit wissen. Aber solche Überlegungen anzustellen finde ich schon alleine sehr spannend.


Als ich jedenfalls diese mega-steile (!) Holzbrücke überquert hatte (das könnt Ihr Euch nicht annähernd vorstellen - die Plankenhölzer dienen zum Einhaken der Füße bzw. Schuhe, sonst ließe sich überhaupt kein Halt finden) gelangte ich in die Höhenkapelle. Dort stieß ich auf die ortskundige Dame und ihre freundliche Begleiterin. Sie waren in ein Gespräch darüber vertieft, dass es sich bei der dem Altar gegenüber liegenden Niesche, um den magischsten Ort an den gesamten Externsteinen überhaupt handle. Das hätten diverse Medien ihr bereits in verschiedensten Führungen bestätigt. Die Kräfte seien gewaltig. Als ich dies mitbekam schlängelte ich mich schnurstraks durch die übrigen Passanten zu den beiden hinüber und bat höflich darum, mich in die Unterhaltung einklinken zu dürfen.


Leider habe ich bei all der Aufregung über die interessanten Informationen total versäumt ein Foto von dem Altar oder Ständer, wie er häufig genannt wird, zu schießen. Das ist zwar schade, aber auf einer der beiden Postkarten, die ich mir mitgenommen habe, ist er abgebildet. Und eigentlich habe ich eine viel bessere Erfahrung damit gemacht ^^ Ich bin nämlich gleich drauf gekrabbelt, (und nein, ich empfinde das nicht als eine Respektlosigkeit. Ich war behutsam und voller Neugierde, da konnte ich gar nichts kaputt machen) um auf diese Weise ein Foto durch das "Sonnenloch", wie ich es nenne, machen zu können. Dabei handelt es sich um einen absolut kreisrunden Durchbruch im Gestein, der zur Sonnenwende genau die Sonne hindurch und auf die gegenüberliegene Wand scheinen läßt... Hexisch betrachtet ist es also möglich gewesen den Mond oder die Sonne "herabzuziehen". Gelesen habe ich dass in den Höhlen eingeritzte Runenzeichen gefunden worden sind, sehr alte. Identifiziert wurde eine als eine Binderune, sowie eine andere als Jul-Rune. Gefeiert wird dort von vielen Hexen und Heiden noch heute, vor Allem wohl zum Mittsommerfest und in der Walpurgisnacht. Was wohl auf dem Altar oder Ständer aufgestellt worden ist...? Etwas vermutlich das gemeinsam mit der Sonne und den Mondstrahlen eine gewaltige Kraft entwickeln konnte... Wahnsinn, oder? Dass unsere Vorfahren dort bereits vor etlichen Tausendjahren in der Lage gewesen sind den Stand der Sonne und des Mondes zu errechnen und einen kultischen Platz danach zu errichten. Mich beeindruckt so etwas immer wahnsinnig...
Hinzu kommen die Legenden über die Rolle von Seherinnen oder Völven, die zu Zeiten der Varusschlacht, welcher das Hermannsdenkmahl gewidmet worden ist, an den Externsteinen gelebt und dort prophezeit haben sollen. Ihre Orakel sollen nach verschiedenen Mythen und Legenden Aussage über Sieg und Niederlage, sowie andere wichtige Ereignisse gegeben haben. Die wohl bekannteste von ihnen trug den Namen Veleda.


Schnell wird auch deutlich dass der Platz noch immer eine Pilgerstätte für gläubige Menschen der unterschiedlichsten Strömungen ist. In den Felsspalten finden sich unzählige Münzen, weil man hofft dass die Steine einem die persönlichsten Wünsche erfüllen. Zusammengefaltete Zettelchen und Briefchen, Ewiglichter an höher gestellten Vorsprüngen. Räucherstäbchen am Ufer des Wiembecketeichs, der die Felsen zum Teil umgibt. Dort sei es ungefährlich sie auf der gegenüberliegenden Seite des Treppen- bzw. Turmfelsens anzuzünden und stehen zu lassen, weil es sich um sumpfigen Boden handle, so mein freundlicher Zufalls-Guide. Ich fand es nämlich ein wenig seltsam den Steinen Münzen darzubringen. Obwohl ich weiß dass es ein uralter Brauch ist, auch an Wunschbrunnen und bestimmten Quellen. Dennoch glaube ich aus Respekt der Natur und den Geistern gegenüber wäre etwas anderes angebrachter. Münzen und die damit verbundenen Spirits gut und schön. Aber Blumen, ein wenig Hochprozentiger, Rauch oder Kristalle wären vielleicht noch besser. Was sicher aber auch von den persönlichen Ansichten und Absichten abhängig ist. Immerhin haben viele Menschen noch immer Achtung vor diesen steinalten Giganten, erhoffen sich sogar ihre Gunst.


Ich hingegen folgte dem guten Rat meiner wissenden Zufallsbekanntschaft und lehnte mich fest an die Wand gegenüber des Kreises. Legte meine Hände an den Fels und bat darum, etwas spüren zu dürfen. Einen Kontakt zu bekommen, Zugang zu dieser Naturgewalt, geballten Weisheit, diesem magisch anmutenden dreizehn-köpfigen Riesen. Irgendetwas habe ich also mitgenommen, eingeladen, zugelassen und ein paar Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche auch dort gelassen. Die Steine werden schon wissen was damit zu tun ist...


Absolut witzig hingegen war der krasse Gegensatz zu unserer heutigen Zeit, der allen beteiligten Besuchern plötzlich zeitgleich bewußt wurde: Wie wir in den verschiedensten Winkeln standen, alle die Handys gezückt und  - Selfiealarm! Mehrmals mußten wir untereinander herzhaft lachen. Das sind die Externsteine im Jahr 2015, yo! :D Auch hier sei nocheinmal die Anmerkung erlaubt: Technik ist nicht zwangsweise gleichbedeutend mit wider die Natur oder Acht- bzw. Respektlosigkeit. Ganz im Gegenteil. Wir sind dort gewesen und wollten diese Momente verewigen. Was ist verkehrt daran? Ist es nicht genau so ein Andenken, wie wenn man eine Kastanie aufsammelt oder einen Kieselstein von irgendwo mitnimmt? Müll hinterlassen, mit Edding an die Wände schmieren oder mutwillige Zerstörung - sowas ist schlimm. Damit könnte man den Zorn der Felsen auf sich laden. Aber doch nicht mit ungezwungenem Lachen, Blitzlichtgewitter und Leben in der Bude!


Da lehne ich also an der Wand. Im Zentrum der Kraft, der Macht, der Magie. Ich finde jetzt dass die Niesche schon so aussieht, als hätte sie es in sich. Erst Meer, dann Erde, ein Berg, eine Kultstätte, ein Heiligtum, eine Pilgerstätte, ein Wallfahrtsort, ein Naturdenkmahl. Etwas für die Ewigkeit, mit soviel Geschichte, das allein birgt endlose Möglichkeiten. Der Erneuerung, der Heilung, der Erkenntnis und möglicher Weise im wahrsten Sinne des Wortes Erleuchtung. Wer weiß schon welchen Prozess es in Gang setzt, sich an diese steinerne Wand zu lehnen, zu atmen, sie anzuschauen, zu ertasten und Eingang zu erbitten... wenn man ihn auch selbst gewährt...?

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