Donnerstag, 6. August 2015

Mit dem Rad wech

Wie bereits erwähnt war es am Montag bei mir mal wieder an der Zeit für eine Fahrradtour gewesen. Ich liebe das ja! Ich glaube für mich gibt es kaum eine bessere Methode, um den Kopf frei und die Batterien wieder aufgefüllt zu bekommen. Sobald ich die Stadt bzw. unser Dörfchen hinter mir lasse, der Fahrtwind durch meine Haare weht und mich nur noch Felder oder Wäldchen umgeben, fühle ich mich frei. So zeitlos irgendwie, ohne Druck, ohne Zeit im Nacken, alles andere ist fast vergessen. Das ist einfach so was ganz anderes als Alltag. Es gibt so viel zu entdecken um uns herum, wenn wir uns bloß darauf einlassen und sehen möchten. Ich fuhr also Richtung Friedhof in unserem Örtchen und ließ den hinter mir, um dann zu überlegen wohin es mich treiben sollte...


Der Mais ist schon so hoch gewachsen und reif, Wahnsinn. Daran sieht man richtig daß wir im Rad des Jahres bereits die Mitte überschritten haben. Dennoch, zur Maisernte ist es noch nicht an der Zeit. Dafür ist das Korn bereits eingefahren. Alles ist so satt und voll und warm und überbordend, das erstaunt mich jedes Mal aufs Neue. Mutter Natur sorgt schon sehr gut für uns, wenn wir uns zumindest ein wenig an die Regeln halten und ihr auch mal ein Stück weit entgegen kommen.


Zuerst bog ich in einen Weg ab, der mich an seinem Ende, vorbei am Mais, geradewegs zur Hauptstraße führte. Hätte ich die überquert, dann wäre ich daran entlang schluß endlich am Schloß Lembeck gelandet. Die Strecke bin ich aber schon gefahren und war auch echt nicht so scharf auf Autolärm und Abgase. Von daher drehte ich kurzerhand um und fuhr zurück zu meinem Ausgangspunkt. Diesmal wollte ich für mich was Neues erkunden, nicht die Wege fahren, die ich schon kannte. Wenn ich sie auch noch so gerne mag und bald wieder in Richtung Lippramsdorf düsen möchte.


Diese kleinen Kapellen am Wegesrand reizen mich ja immer irgendwie. Meist trifft man sie an Kreuzungen, Dreiwegskreuzungen oder in der Nähe von Bauernhöfen an. Fast immer sind deutliche Spuren erkennbar, dass sehr regelmäßig Leute her kommen, die solche Orte pflegen. Kerzen anzünden, Blumen pflanzen, Sträuße aufstellen, schmücken. Ob die Menschen dort wohl beten, ihre Nöte vortragen und sich Segen erhoffen? Da gehe ich ja irgendwo mal von aus. Ich persönlich meine daß dort eine gewisse Stimmung wahrnehmbar ist. Meist kommt es mir an einer solchen kleinen Kapelle kühler vor, als ein paar Meter weiter auf der Straße zum Beispiel. Klar und doch... so speziell.


Die Spiegelung von dem Feld ist klasse, oder? Also ich fands irgendwie cool :) Der Weg dorthin ist an den Seiten von blühenden Blumen flankiert und schaut ziemlich benutzt aus. Auch aus der anderen Richtung, also quasi durch die Büsche rechts daneben (was man auf dem oberen Foto sehen kann) gibt es einen total ausgetretenen Pfad, der auf regen Besuch hindeutet. 


Und weil´s so schön war :) Gleich nochmal! Das Bild oder die Ikone über dem Altar sieht man gar nicht, schon krass. Ich kann mich auch irgendwie gar nicht mehr so recht daran erinnern. Aber ist ja hier ganz in der Nähe, da werd ich schon noch wieder vorbei kommen. Eigentlich sogar morgen schon. Schatzi und ich wollten nämlich eigentlich ebenfalls eine kleine Tour da lang machen, mit gemütlichem Biergarten, was Leckerem zu beißen und Kaltgetränk als Ziel. Jedoch sagt jetzt die Wetterapp für morgen den ganzen Tag Regen und Gewitter an, da werden wir das dann wohl knicken können...


Hier nochmal die Weggabelung, an der die Kapelle steht (quasi hinter mir) und von wo aus ich weiter fuhr. Mein Fahrrad steht schon in der entsprechenden Richtung. Rechts von mir wäre ich zum Schloß gekommen und rechts unten auch. Da war ich zuerst lang gefahren. Von links unten kam ich, könnte man sagen. Also da ginge es nach hause. Der Schatten tat ganz gut in dem Moment und ich wollte ja eh erstmal überlegen, wohin es gehen sollte...


Auch nett, mit dem Smily auf dem Mülleimer :) Ist quasi genau links neben der Kapelle gelegen. Für eine Kaffeepause war es mir aber da noch zu früh, war ja grad erstmal ein paar Meter gefahren, seit dem ich mir unterwegs Eiskaffee und Bifi besorgt hatte, falls es mich irgendwo hin verschlagen hätte. Außerdem kreisten natürlich auch dort die gemeinen Wespen um den Abfall, worauf ich echt keinen Bock hatte. Hab ich nie. Die Viecher sind sooo furchtbar! >.<


Vorbei an Bauernhäusern, Kotten und Scheunen, führte mein Weg mitten durch die Felder. Mais, Korn und was dort nicht alles angebaut wird. Über mir nichts als der Himmel. Mal beschattet durch Bäume, dann wieder von der Sonne beschienen. Unterwegs traf ich dann auch einen Greifvogel-Freund, der mich ein ganzes Stück weit zu begleiten schien. Er rief von oben herab, kreiste, sauste durch die Lüfte und hielt vermutlich Ausschau nach einem Leckerbissen in Form von Feldmäuschen oder Ähnlichem. Leider ist es mir nicht gelungen, ein schönes Foto von ihm zu schießen. Alles total unscharf und verschwommen geworden. Dabei war es so toll, herrliche Augenblicke, vor Allem wenn er näher und weiter runter kam. Wie ich diese majestätischen Vögel liebe. Was wird das wohl gewesen sein? Ein Falke? Ich glaube für einen Mäusebussard war er zu groß, aber genau kann ich es natürlich nicht sagen.


Irgendwann nahm ich mir dann doch vor, beim nächsten schattigen und einladenden Plätzchen eine kleine Kaffee- und Zigarretten-Rast einzulegen. Und siehe da - was für ein Glück: Ich traf auf die Gaststätte "zum Wiestental". Was für ein Geschenk des Himmels, kam mir echt vor wie eine Oase, bei der Hitze! :D Zumal das auch ein sauberes Örtchen für kleine Mädchen in Aussicht stellte und ein richtig eisgekühltes Getränk. Beides bekam ich selbstverständlich, denn sie hatten geöffnet und der Biergarten war sowas von einladend... Hach ja!


Also gönnte ich mir eine große Maracuja-Schorle mit Eis und ruhte mich erstmal aus. Zwar war der freundliche Wirt mir dann doch sehr gesprächig, weil ich eigentlich mal meinen Mädels und dem Göttergatten über WhatsApp ein paar Eindrücke zukommen lassen wollte. Aber nachdem er mich seiner Frau vorgestellt und mir das alte Gebäude von innen gezeigt hatte (ich war zu diesem Zeitpunkt der einzige Gast, mitten in der Einöde und das beunruhigte mich im ersten Augenblick ein wenig) bekam ich meine Verschnaufpause und chillte erstmal ein wenig mit dem Handy und dem ein oder anderen Glimmstängel herum.



Wie gerne hätte ich mich dann doch unterwegs auf meiner Weiterfahrt noch zusätzlich an diesem Bächlein erfrischt. Aber leider leider war da kein Ran- bzw. Runterkommen möglich für mich. Die hohen Gräser machen mir schon immer etwas Angst vor Zecken und es ging mir auch zu steil runter, durch Brennesseln hindurch ect. Da habe ich lieber verzichtet und gesehen was die Gegend mir sonst noch zu bieten hatte. Wobei ich ganz ehrlich sagen muß daß Bächlein für mich irgendwie immer unheimlich anziehend wirken. Ans Wasser gesetzt, Füßchen rein und gemütlich ein halbes Stündchen in einem Buch gelesen, das wäre toll.


Ich fuhr also noch eine ganze Weile weiter und genoss einfach den herrlich perfekten Tag. Irgendwann, weiter in Richtung Reken unterwegs, nachdem ich eine weitere Hauptstraße überquert hatte und langsam wußte dass ich beizeiten umkehren sollte, sah ich es dann: Das Sonnenblumenfeld *-* Ich liebe ja Blumen sowieso. Aber Sonnenblumen! So viele, so große, so ooohhhh! Einige der Köpfe waren weit mehr als Handteller-groß. Andere noch komplett verschlossen, viele von ihnen waren einen ganzes Stück höher als ich gewachsen. Dazwischen bzw. dahinter wuchsen auch noch andere bunte Blumen. Und da ich ohnehin wegen eines Maiskolbens als Beute (für den heimischen Lammas-Altar)  mit der Gartenschere bewaffnet gekommen war... konnte ich nicht widerstehen einige der Schönheiten mit nach hause zu nehmen! Das versteht Ihr doch, oder? =D Überall brummte und summte es. Glücklicher Weise waren es jedoch alles Hummeln und Bienen, die dort in den riesigen Blumenköpfen auf Nektarsuche unterwegs waren. Die sind mir ja sowas von wesentlich sympathischer als ihre Wipschen-Kolleginnen...!


Ganz ehrlich, an denen kann man sich doch kaum satt sehen, oder? Wie lebendig und schön es dort war, ich hätte ewig stehen und einfach zuschauen können. Aber ich hatte mir vorgenommen auf dem Heimweg nochmal am Wiesental einen Stop einzulegen. Nämlich weil es einerseits sehr einladend ist und sie einen sehr leckeren Salatteller anbieten, andererseits. Die Lachshäppchen klangen schon so köstlich, ich mußte einfach wieder hin ^^


Also eiste ich mich schweren Herzens los - auch, weil ich mir ein wenig wie ein Strauchdieb vorkam, mit der Gartenschere und den erbeuteten Blumen im Fahrradkörbchen. Aber mal ganz ernsthaft: Man ist ja nicht gleich kriminell, weil man irgendwo eine Handvoll Blumen pflückt. Es gab ein ganzes Feld davon und leider keine Spardose zum Bezahlen, wie es manchen Ortes üblich ist. Das hätte ich dann selbstverständlich auch gemacht. Es tut jedenfalls niemandem weh und ich behandle sie sehr gut. Ganz abgesehen mal davon wieviel Freude sie mir seit dem jeden Tag bereiten, wie sie so in ihrer herrlichen Pracht auf dem Altar in unserem Esszimmer thronen.



Am besten war noch daß mein Mann mir in weiser Voraussicht eine Trinkflasche voll Mineralwasser mitgegeben hatte, als ich morgens von ihm aus am Fußballplatz los gefahren war. Er mußte mir die Fahrradreifen nochmal aufpumpen (ja ja, Prinzessin und so, hihi) und so konnten wir wenigstens noch ein wenig schnacken. Jedenfalls brauchte ich dieses Wasser wirklich dann auch ganz dringend. Die Flasche war noch halb voll und es war übel warm geworden. Aber ohne diese umfunktionierte Blumenvase im vorderen Körbchen hätte ich meine Schätze vermutlich nicht heiler Haut nach haus bringen können. Und das wäre wirklich viel zu schade gewesen!


Leider muß ich an dieser Stelle zugeben, daß ich mich auf dem Rückweg auch noch verfahren habe! xD Wer mich kennt, den wird dies nicht weiter wundern und eher noch froh sein, daß ich überhaupt nach hause gefunden habe, haha! Ich fragte mich dann durch und landete recht schnell wieder dort, wo ich eigentlich hergekommen war. Da sieht man mal wie fix das geht. Einmal falsch abgebogen, die richtigen Stellen nicht gemerkt und schon weiß frau nicht mehr wo sie ist, hehe. Zur Entschädigung gab es dann aber den herrlichen Salatteller, an dem rund herum alles frisch und lecker gewesen ist. Pappsatt war ich danach, das kann ich Euch versichern. Aber wenn es so gut schmeckt, dann haut man ja auch rein. Die Preise sind wirklich sehr human und alles was ich probiert oder auch gesehen habe, war toll. Solltet Ihr also aus der Umgebung stammen kann ich Euch eine kleine Tour nach dort hin wirklich nur empfehlen.


Daheim dann durften die Wildfänge endlich in eine richtige Vase umziehen und vervollständigen seit dem mein Lammas-Thema auf dem Altar wunderbar. Mein Mann hat sich totgelacht, als ich mit denen im Körbchen um die Ecke geradelt kam. Vorher schon, als ich ihm die Fotos geschickt hatte. Aber auf die Art bekam ich noch ein Wassereis am Stiel und der Abend konnte ruhig ausklingen...


Wenn Ihr genau hinschaut, dann könnt Ihr auch die drei noch sehr jungen Maiskolben erkennen, die ich ebenfalls ergattert habe. Diesmal also keine Steine und Hölzer oder Kräuter, sondern Blumen. Wenn das mal keine tollen Mitbringsel sind! =) In diesem Sinne wünsche ich Euch weiter eine gute Erntezeit mit reicher Ausbeute und möge der Sommer mit seinem Licht unsere Herzen für immer weiter erleuchten!

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